Argumente gegen die vom MBJS geplanten Kürzungen

Tatjana
4. März 2023

Dies ist eine wachsende Liste an Argumenten und Positionen gegen die vom MBJS geplanten Kürzungen.

Sie soll das Erstellen von individuellen Briefen erleichtern.

Bitte ganz nach Bedarf nutzen und/oder umformulieren!

Argumente

Verschiebungspläne vergrößern die Lehrerknappheit in Brandenburg - Abwanderung von Lehrkräften nach Berlin unberücksichtigt

Der Ansatz des Ministeriums, die knappen Lehrkräfte einfach breiter zu verteilen, wird nicht funktionieren. Er läuft vielmehr Gefahr, dass die Knappheit weiter verstärkt wird. Denn Lehrkräfte werden nach Berlin abwandern, wenn sie im Speckgürtel keine Stelle finden. Auch in Berlin sind Lehrkräfte knapp und begehrt.

Unverhältnismäßig hohe Stellenkürzung

Das Schulzentrum am Stern (SZAS) soll zwei ganze Lehrerstellen abgeben. In Relation zur Anzahl der Lehrkräfte muss das SZAS dreimal mehr Stellen abgeben als der Landesdurchschnitt. Diese überproportionale Kürzung ist unfair und nicht gerechtfertigt.

Schule im Aufbau

Das SZAS ist noch im Aufbau und kann noch nicht in dem Maße von Routinen profitieren wie andere Schulen. Die Kürzungen noch in der Aufbauphase treffen die Schule besonders hart.

Schule in einem Umfeld mit besonderen Herausforderungen

Das SZAS ist eine Schule in einem Umfeld mit besonderen Herausforderungen. Am Stern wohnen nicht die privilegiertesten Familien Potsdams. Viele Eltern haben wenig Geld.

Ausgeprägte Potenzialentfaltung

Im Übergangsverfahren zu Jahrgang 7 darf das SZAS nur 30% der Kinder mit Bildungswunsch AHR aufnehmen, obwohl rund 70% der Potsdamer Kinder in Klasse 6 eine AHR-Empfehlung erhalten. Trotzdem gelingt es der Schule, dass 2/3 der Schüler:innen am Ende der 10. Klasse die Berechtigung zum Besuch der gymnasialen Oberstufe erlangen.

Kürzungen rauben den Lehrkräften die Motivation

Der große Erfolg der Schule beruht auf dem besonders großen Engagement der Lehrkräfte. Die überproportionalen Kürzungen treffen die Schule hart. Sie rauben den Lehrkräften Motivation. Wir Eltern befürchten, dass die Lehrkräfte in Ihrer Motivation nachlassen, wenn die erbrachten Leistungen nicht anerkannt und sogar Kürzungen umgesetzt werden.

Entlastung durch Sozialpädagogen und Verwaltungsassistenzen nicht absehbar

Zukünftig sollen Verwaltungsassistenzen die Schulleitungen und Lehrer:innen entlasten. Diese Einstellungen sind nicht in Sicht. Die Schulleitungen müssen Kürzungen einplanen, nicht aber die in Aussicht gestellten Entlastungsstellen. Allerdings sind Sozialpädagogen und Verwaltungsassistenzen auch gefragte Fachkräfte, die auf dem Arbeitsmarkt äußerst knapp sind. Außerdem ist unklar, welche Schulleitungsaufgaben konkret von solchen Assistenzkräften übernommen werden könnten. Durchschnittlich wird jede Schule weniger als eine Drittelstelle erhalten. Eine Kompensation der Stellenverluste ist somit am Schulzentrum am Stern nicht absehbar.

Auswirkungen der Stellenkürzungen auf das SZAS

Nach Auskunft des Schulamts Brandenburg/Havel bedeuten die Anpassungen für das Schulzentrum am Stern den Verlust von zwei vollen Lehrkräften ab dem Schuljahr 2023/24. Maßgeblich sind die gekürzten Stellenzuweisungen für Ganztag, Differenzierung und gemeinsames Lernen. Besonders stark fällt zudem die Kürzung der Schulleitungszuweisung um 15 Wochenstunden ins Gewicht, was 60% einer vollen Stelle entspricht.
Die Kürzungen am Schulzentrum am Stern fallen damit ungefähr dreimal so hoch aus wie im Landesdurchschnitt. Die Tatsache, dass das SZAS einen besonders integrativen Ansatz verfolgt, führt nun zu überproportionalen Kürzungen.

Kein Sparen bei Förderung und Differenzierung

Für die Lerngruppen in der SekI werden Stunden gestrichen, die für Förderung und Differenzierung vorgesehen sind. Zu diesen Gelegenheiten können sich Lehrer:innen intensiv und individuell um die Schüler:innen kümmern, bei der Lernplanung beraten und bei Schwierigkeiten fördern.

Das Kürzen von Inklusionsstunden führt zu schlechteren Bildungsergebnissen und schlechterer Lernatmosphäre

In einer heterogenen Schülerschaft kommen viele Menschen mit unterschiedlichen Bedürfnissen zusammen. Wir erleben das jeden Tag und sehen dies als Lernmöglichkeit, um Akzeptanz einzuüben, Perspektiven zu wechseln und Konflikte zu lösen. Dazu ist jedoch die Begleitung durch Lehrer:innen, Gespräche und Thematisierung in der Lerngruppe notwendig. Wenn die Stunden dafür gekürzt werden (0,5 - 1 Stunde pro Lerngruppe und Woche) führt das dazu, dass sich Konflikte negativ auf die Lernatmosphäre und letztlich auf Leistungen und Abschlüsse auswirken.

Kürzungen in der Schulleitung heißen Kürzungen in der Gesamtqualität der Schule

Schulzentren bieten Bildungswege über mehrere Schulstufen an. Unsere Schule hat dafür ein durchgängiges pädagogisches Konzept entwickelt. Die Schüler:innen werden viele Jahre in ihrer Entwicklung begleitet und zum bestmöglichen Abschluss geführt. Unser genehmigtes reformpädagogisches Konzept bedarf dafür eines hohen Maßes an Koordination der Schulstufen und pädagogischen Angebote. Eltern, Schüler:innen und Kolleg:innen finden zu allen Themen Beratung bei der Schulleitung. Wenn über eine halbe Stelle in der Schulleitung gekürzt wird, leidet die individuelle Beratung und Betreuung massiv. Koordination, Steuerung und Weiterentwicklung der Angebote in Ganztag, Wahlpflicht und bei den Übergängen können nur stark reduziert stattfinden. Das hat Folgen für alle Interessengruppen und Bereiche der Schule.

Kürzung von zu knapp bemessenen Ressourcen

Es wird angeführt, dass die geplanten Anpassungen den Ermessensrahmen ausschöpfen würden, in der Realität stellen sie jedoch Kürzungen von notwendigen und aktuell bereits zu knapp bemessenen Ressourcen dar. Dies betrifft besonders das Vorhaben der Inklusion. Es ist unverständlich, einerseits dieses wichtige und herausfordernde pädagogische Prinzip zu implementieren und andererseits spezifisch dafür die Mittel zu kürzen.

Inklusion politisch gewünscht, aber Ressourcen gekürzt

Gemeinsamer Unterricht und gemeinsames Lernen sind politisch gewünscht, um vor allem die bildungsfernen und sozial schwächeren Familien zu unterstützen. Gerade Schulzentren leisten hier aufgrund der hohen Durchlässigkeit von unten nach oben einen beachtlichen Dienst. Eine Kürzung, welche genau diese Bereiche am stärksten betrifft, fördert die Eliten und verschärft die durch Corona entstandenen Lücken.

Auswirkungen auf erfolgreiche Schullaufbahnen und Abschlüsse

Mittel- und langfristig führt weniger Förderung und Begleitung zu mehr gescheiterten Schullaufbahnen und weniger (hohen) Abschlüssen. Dies wird sich entsprechend auf Fachkräftemangel, Steuereinnahmen und Transferleistungen in der nahen Zukunft auswirken.

Kompetenzzuwachs bei Ressourcenrückgang

Auf der Grundlage des Abschneidens von Brandenburger Schüler:innen in Kompetenzerhebungen (z.B. Bildungsmonitor usw.) stehen die Schulen vor der Aufgabe, Konzepte zu entwickeln und anzupassen, um einen Kompetenzzuwachs zu ermöglichen. Die heterogene Schüler:innenschaft und die bei unseren Schüler:innen sehr unterschiedlichen Voraussetzungen im Elternhaus machen es notwendig zu differenzieren. Um dies nachhaltig zu gestalten, ist eine Erhöhung statt einer Kürzung des Etats für Differenzierung gerade an Schulzentren und Gesamtschulen notwendig, denn Differenzierung bedeutet oft auch die Notwendigkeit einer Förderung in Kleingruppen mit enger Begleitung.

Im 12-Punkte-Programm für gute Bildung wurden Dinge in Aussicht gestellt, die nun gekürzt werden

„Die Finanzierung des Personals an Schulen wird noch bedarfsgerechter gestaltet, um so aufgrund von größeren Herausforderungen z.B. durch die soziale Lage von Schülerinnen und Schülern besser unterstützen zu können und Nachteile abzumildern.“

„Schulleitungen brauchen mehr Spielräume, um Schülerinnen und Schüler gezielter zu unterstützen und den Schulbetrieb transparent auf die Anforderungen und Bedingungen der einzelnen Schule vor Ort auszurichten.“

„Der Ausbau des Ganztags wird weiter gefördert. Dazu werden zusätzliche Ressourcen zur Verfügung gestellt.“